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stand der dinge
beständigkeit der erinnerung
automaten
erinnerung
dunkelheit
traum
wir
persistance de la mémoire
metallvogel
betonschatten
einer von vielen
alle texte © Bruno W
stand der dinge
Häuser stehen im Mondlicht der Tag verdrängt langsam die Nacht die Röhren der Heizung knacken ein Kater wartet vor dem Kühlschrank Busse fahren zur Arbeit Strassen zerschneiden die Stadt seh Parolen an der Wand keine Sicht um weiter zu sehen Banken und Verwaltungsgebäude Wärme dringt durch Panzerglas Videos kontrollieren Gesichter Supermarkt wartet an der Autobahn Dies ist der Stand der Dinge Hammett steht auf dünnem Glas ein Telefon das Fragen stellt eine Maschine die Antworten schreibt
beständigkeit der erinnerung
94er Version von persistance de la mémoire (84) Drei nach Zwölf über gebleichtem Tierkadaver ein letzter kahler Baum verdrängt von Betonsockel vereinsamte Fliege erwartet Stunde Sieben ein dunkler Zeiger steht fünf Minuten davor gestrandetes Boot und sein grauer Schatten liegen zusammen am verlassenen Strand braune Ameisen sammeln sich auf altem Gold ihre Körper lieben Ordnung und freie Strassen
automaten
Abend - Unrast auf den Strassen heute gab es viel zu tun Arbeit - nur für Automaten im Strassenlärm - die schweigende Mehrheit warten an der Endstation Arbeit - nur für Automaten Vergessen - ausgewogen im Fernsehen Unwissen breitet sich aus Arbeit - nur für Automaten neue Ideen verwendet ohne Gedanken Geschichte wird weiter gemacht Arbeit - nur für Automaten Leben - in schwierigen Zeiten Ordnungen lösen sich auf Arbeit - nur für Automaten zerrissene Sätze von neuen Herren fremde Stimmen in meinem Ohr Arbeit - nur für Automaten neue Geräusche - ein Lächeln gegenüber erhellt die Dunkelheit Arbeit - nur für Automaten Küsse im Regen - keine Zeit zum Warten wir gehen unseren Weg Arbeit - nur für Automaten
erinnerung
ein besonderer Tag nach einsamen Wegen auf Felsen stehend über strandenden Wellen ein fremder Horizont 'ne andere Kunst die neue Ordnung im dunklen Gewand ein grauer Film zerfliesst in den Augen schöne Erinnerung verloren in Träumen Alles ist anders nichts hat sich geändert schwarze Kleider wir gehen mit der Nacht
dunkelheit
schwarzer Asphalt glänzt im Licht verwischte Schatten hinter Sicherheitsglas Nebeldunst vermischt mit Abgasen Werbung die Aufmerksamkeit sucht Oelflecken unter Strassenlaternen braune Blätter am Trottoirrand Gespannt zwischen kahlen Gebäuden Glühbirnen hängen über'm Abgrund Autogehäuse auf schäbigen Parkplätzen rosten um die Wette dunkle Säcke voll Abfälle eine Katze schleicht lautlos vorbei Regen an einem Oktobertag verschwommene Bilder im Nebeldunst Neonlicht macht die Nacht bunt Dunkelheit faszinierend wie Kunst Fernsehantennen auf Mietskasernen Blumen welken vor sich hin blaues Geflimmer in einzelnen Fenstern zeigt Räume sind bewohnt leere Grundstücke die veröden bis ihre Preise höher sind langweilige Kinderspielplätze von Gitterzäunen umgeben Automaten auf Geld wartend Strassenbahnschienen ziehen davon Haltestelle verlassen im Vorort ein Strassenhund bellt zum Mond Regen an einem Oktobertag verschwommene Bilder im Nebeldunst Neonlicht macht die Nacht bunt Dunkelheit faszinierend wie Kunst
traum
Autos die fliehen auf den Strassen ein leeres Gefängnis ist zu verkaufen zwischen Panzer ein nackter Tresor in den Einkaufsstrassen brennt Beton Ronald Duck sich mit Tarzan vergleicht Groucho Marx an sowjetischen Schulen Adolf liest die Bibel Eva kaut Obst schreiender Mund mit Propaganda gestopft falsche Kamele kleben an der Wand Menschen gehen westwärts in die Wüste Briefmarken schwimmen auf den Couverts Rimbaud arbeitet in'ner Werbeagentur Matrosen bringen Blumen an Land andalusische Hunde spielen am Strand einsamer Engel schwebt müde fort Kater schaut dich an im Morgenrot
wir
Wir stehen zusammen im Niemandsland am Ende des 20. Jahrhunderts allein - doch nicht einsam gefangen in einer Welt voll Verworrenheit gemeinsame Wärme löst vereiste Gefühle unsere Zeit ist gekommen
persistance de la mémoire
Drei nach Zwölf über Tierkadaver kahler Baum tot auf Betonsockel leerer Himmel spiegelndes Meer felsige Klippen ohne Vegetation einsame Fliege wartet auf Sieben dunkler Zeiger fünf Minuten davor Ameisen tanzen auf Taschenuhr ihre Körper lieben das Gold ein weisses Boot und sein Schatten liegen zusammen am öden Strand blaues Brett grau auf braunem Sand zerfliessende Uhren in Dali's Bild
metallvogel
Der Wind ist kühl, der Westen ist rot dunkle Wolken liegen über der Stadt entfernt zieht ein Vogel durch die Luft Dollar glänzend und die Neutronenbombe im Rumpf ein pensionierter Filmheld liess sie frei über der Stadt flammt es auf es ist nicht die Sonne die strahlt Bäume glühen im Park bis die Farben verblichen sind leere Kinderwagen stehen allein Menschen starben zwischen Häusern die jetzt leer sind Zeitungen fliegen über den Strassen Kameras senden Bilder über den Äther Mittäter schauen nicht hin, es ist feucht geworden die letzten Nachrichten kommen nicht mehr die Zeit läuft weiter für wen alles ist leer die Stadt ist leer menschenleer für wen
betonschatten
ich geh allein unter Betonschatten vorbei an Fassaden die sich durch nichts mehr unterscheiden seh durch Fenster in zu kleine Zimmer die nicht nur im Winter kalt sind ich zieh vorbei an verschlossenen Türen hinter denen Fernsehgeflimmer lebende Tote bedient wo TV-Politiker für sich und gegen deine Zukunft diskutieren verlieren ich steh zu Haus mit dem Rücken zur Wand lege mich müde hin und höre dem Knacken der Heizungsröhren zu das Mondlicht fällt auf ein Buch 'die Würde des Menschen ist antastbar'
einer von vielen
gehst auf der Strasse neben fremden Körpern die Vergangenheit aller hinterher das Echo der Schritte trifft deine Ohren hier wo du gehst auf doppeltem Boden erinnert dich nichts an dich selber mehr vom Durcheinander der Dinge lässt dich verwirren eine Zeitung von gestern sie liegt am boden der Wind blättert sie um siehst verzerrte Bilder, die Wirklichkeit verweigert sich deinen Illusionen lässt die wirklichen Dinge passieren, ohne darauf zu reagieren, dein Schweigen zum gold der Technokraten wird spielst deine Rolle, wer schrieb die Szenen in fremden Wörtern lebst du dein Leben stehst vor Mauern, weisst nicht mehr weiter hast Angst vor der Freiheit dahinter lagweilst dich mit Drogen ihrem Paradies hast keine Zukunft obwohl du jeden Tag dein Horoskop liest