He, he, Sie junger Mann – Dada ist keine Kunstrichtung

Aus 'Der Dada' Nr.2sondern eine Anti-Kunst Bewegung, eine radikale Kultur-Revolte als Antwort auf den 1. Weltkrieg!
Dada hat jede Art von Missverständnissen und Konfusion unterstützt; aus Prinzip, aus Laune, aus grundsätzlicher Opposition!

Dada hat die Konfusion geerntet, die es gesät hat.

"Aber die Konfusion war nur ein Deckmantel. Die Provokationen, Demonstrationen und Oppositionen waren nur ein Mittel, den Spiesser zur Wut und durch die Wut zum beschämten Erwachen zu bringen. Was uns eigentlich bewegte, war nicht so sehr der Krach, der Widerspruch und das 'Anti per se', sondern die ganz elementare Frage jener Tage (wie der heutigen) nach dem WOHIN?"  Hans Richter

Dada: 1) abgeleitet aus Konversationen mit den Rumänen Tzara und Janco, welche jeweils 'da, da' ('ja, ja') verwendeten; 2) von Ball und Huelsenbeck, welche ein Messer in ein Deutsch Französisch Wörterbuch steckten und dadurch auf Dada (Steckenpferd) zeigten.

Dada hatte keine einheitlichen formalen Kennzeichen wie andere Kunst-Stile. Auf Basis einer gemeinsamen künstlerischen Ethik entstanden neue, durch verschiedene Orte und Personen geprägte, individuelle Ausdrucksformen.

Zürich – Cabaret Voltaire : 1915 – 1920

Cover for the magazine 'Cabaret Voltaire' Dada entwickelte sich aus dem Cabaret Voltaire in Zürich. Dort trafen sich, als eine Folge des Ausbruchs des 1. Weltkrieges, Emigranten aus verschiedenen Ländern.
1915 Hugo Ball und Emmy Hennings aus München, Tristan Tzara und Marcel Janco aus Rumänien sowie Richard Huelsenbeck aus Berlin und der Elsässer Hans Arp, welcher seit einigen Jahren in Weggis bei Luzern lebte. Ein Jahr später stiessen Sophie Taeuber, Hans Richter, Christian Schad und Walter Serner zur Gruppe.

Tristan Tzara schrieb 1922 eine Chronik über Zürich-Dada.

New York – Dada : 1915 – 1920

In New York konzentrierte sich die Dada Bewegung vor allem um Alfred Stieglitz’s Gallerie '291'.
Dada Aktivitäten kamen von Man Ray und Marcel Duchamp. Duchamp war mit seinen 'ready-mades' ein Vorläufer der Dada 'anti-art'.
Francis Picabia aus Barcelona kommend, war der umherreisende Vermittler zwischen Barcelona, New York, Zürich und Paris. Je nach aktuellem Aufenthaltsort veröffentlichte er zwischen 1917 und 1924 in diesen Städten seine Dada-Zeitschrift '391'.

Berlin – Club Dada : 1918 – 1923

1917 kehrte Richard Huelsenbeck zurück nach Berlin und traf dort Franz Jung, Wieland Herzfelde und dessen Bruder John Heartfield. Weitere 'Club Dada' Mitglieder wurden Johannes Baader, George Grosz, Hannah Hoech, Walter Mehring und Raoul Hausmann.
Dada Berlin war, bedingt durch die aktuelle Situation in der Stadt, politischer als die andern Dada-Gruppen. Die Berliner Gruppe provozierte mit Zeitschriften wie 'Club Dada', 'Der Dada' und 'Dada Almanach' welche Photo-Montagen, Manifeste und Grosz’s anti-bürgerliche Karikaturen enthielten.
Die Montage-Technik wurde zum Haupt-Instrument für die Berliner Dada-Arbeiten. Experte für Fotomontagen war John Heartfield, auch 'Dada-Monteur' genannt! Diese Montage-Technik wurde Jahre später von den Lettristen als auch von den Punk-Protagonisten für ihre Fanzines und Plattenhüllen verwendet!

Hannover – Merz : 1919 – 1923

Dada Hannover wurde von einer Person geprägt: Kurt Schwitters! Er war Künstler, Graphiker, Typograph und Poet welcher nach Abschluss seines Studiums an der Berliner Akademie nach Hannover zog. Er begründete seinen eigenen Dada-Stil den er 'Merz' nannte. Er entdeckte diesen Begriff auf einem seiner geklebten und genagelten Bilder. Es war Teil einer Anzeige der 'KomMERZ- & Privat- Bank Hannover'.
Schwitters hatte Verbindung mit Dadaisten in Berlin (Hausmann, Hoech) und Zürich (Arp, Tzara). Er publizierte die Zeitschrift MERZ und den Gedichtband 'Anna Blume' mit Liebes-Hymnen in einer Auflage von 13’000 !
Schwitters errichtete in seinem Haus den 'Merzbau', einen dreidimensionalen konstruktivistischen Raum. Eine Kopie dessen (das Original wurde im 2. Weltkrieg zerstört) kann im Sprengel Museum Hannover betreten werden.
Seine Zuwendung zur Abstraktion brachte ihn in Kontakt mit den Konstruktivisten, speziell zu El Lissitzky und Theo van Doesburg. Mit Doesburg organisierte er verschiedenen Dada-Veranstaltungen in Holland. Theo van Doesburg, der Gründer von De Stijl schrieb unter den Pseudonymen (I.K. Bonset, Aldo Camini) ebenfalls Dada-Gedichte.

Köln – Dada : 1919 – 1921

Plakat für die Wiedereröffnung der Ausstellung Dada Köln waren hauptsächlich Max Ernst, Johannes Baargeld und Hans Arp welcher 1919 in Köln ankam. Kurz danach wurde die Dada-Gruppe gegründet. Sie arbeiteten zusammen bei Collagen, Zeitschriften und Ausstellungen.
Im April 1920 wurde eine Dada-Ausstellung im Brauhaus Winter durch die Polizei geschlossen wegen Verstoss gegen die Moral, da die Besucher durch das Brauhaus-Pissoir eintreten mussten!

1920 konnte Max Ernst – auf Einladung von Andre Breton – das erste Mal seine Collagen in Paris ausstellen. 1922 zog Ernst nach Paris und hatte einen grossen Einfluss auf die Sub-Dadaisten. Er hatte wesentlichen Anteil bei der Gründung des Surrealismus und wurde einer ihrer bedeutendsten Maler.

Paris – SubDada : 1919 – 1922

DaDa by Francis Picabia Seit 1917 hatte Tristan Tzara von Zürich aus Kontakt zu Schriftsteller in Paris. Andre Breton, Louis Aragon u.a. schrieben für Dada 4/5.
Im Januar 1920 reiste Tzara nach Paris und traf dort Francis Picabia und Andre Breton, Herausgeber von 'Littérature'. Im selben Jahr kamen Hans Arp und 1921 Max Ernst von Köln wie auch Man Ray aus New York. Paris wurde zum letzten bedeutenden Dada-Zentrum.
Weitere Mitglieder der Pariser Dadaisten waren Marcel Duchamp, Jean Croti, Suzanne Duchamp, Jaques Rigaut, Paul Eluard, Georges Ribemont-Dessaignes, Benjamin Péret und Théodore Fraenkel.

Der literarische Charakter des Pariser Dadaismus wurde geprägt von Breton’s 'Littérature', Tzara’s 'Dada', Picabia’s '391' und 'Cannibale', Eluard’s 'Proverbe' sowie von allen 'Le coeur à barbe'!
Die Zeitschriften zeigten auch die verschiedenen Interessen. Picabia und Tzara lösten das Schriftbild in seine sprachlichen und optischen Beziehungen auf ähnlich den Konstruktivisten. Breton und Soupault arbeiteten dagegen an einer Kunst-Form, welche auf dem Unterbewusstsein basierte, genannt Surrealismus.

Die Auseinandersetzungen über den richtigen Weg sowie Breton’s Versuch eine neue Bewegung zu gründen bildeten den endgültigen Bruch ihrer Zusammenarbeit. Die letzte Dada-Saison war zu Ende.